Traditionelles Johannisfeuer mit Prozession zur Nepomuk Statue
Seit mehr als 200 Jahren wird in Nackenheim am Rheinufer
das Johannisfeuer abgebrannt. Die Nackenheimer versammeln sich dabei vor der
Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk. Es ist der Brückenheilige, der in
Mitteleuropa viele kleine und große Brücken schmückt. Auch in Nackenheim steht
er auf einer Brücke, auch wenn man das heute nicht mehr sieht. Hier floss
früher der Eichelsbach in den Rhein, bevor dessen Lauf ins Unterfeld verlegt
wurde. Heute ist dort noch ein Regenwasserauslauf, der vor allem die
Fischergasse bei Starkregen entlasten soll.
Bei der Statue in
Nackenheim ist der aus der Barockzeit stammende Sockel der wertvollste Teil.
Die Figur selbst ist aus Terrakotta und wurde vor rund dreißig Jahren von einem
Betrunkenen „liebevoll umarmt“ und beschädigt. Seit ihrer Renovierung ist sie
in einem formschönen Schutzgehäuse sicher untergebracht.
Das Nackenheimer Johannisfeuer ist ein traditionelles „Mitsommerfeuer“, da es direkt
nach der Sommersonnenwende, am Vorabend des Johannistages, dem 24. Juni,
stattfindet. Allerdings ist dies der Gedenktag von Johannes dem Täufer; Johann
von Nepomuk wird vielmehr am 16. Mai gefeiert.
Bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde das Holz für das
Johannisfeuer von Kindern mit kleinen Handkarren gesammelt. Dazu sangen sie ein
Lied mit dem Text: „Holz eraus, Holz eraus, sonst geht dem Johannesje soi
Feierche aus!“ Heute kümmern sich die Ortsgemeinde, die Feuerwehr und weitere
freiwillige Helfer darum, dass die richtige Menge an Holz für das Johannisfeuer
zusammen kommt.
War es in der Vergangenheit der Ehrgeiz der jungen Leute einen möglichst großen
Holzhaufen und damit ein hohes Feuer zu bekommen, so muss man sich heute einschränken.
Durch die Umgehungsstraße der B 9 ist der Ort des Feuers näher an die Häuser
gerückt, sodass sich die Höhe der Flammen beschränken muss. Die Feuerwehr baut
zur Sicherheit eine Wasserwand auf. Dennoch wurden vor zwei Jahrzehnten bei dem
direkt gegenüberliegenden Haus Kunststoffrollläden in Mitleidenschaft gezogen
und mussten ersetzt werden.
In diesem Jahr wurde das Feuer am Freitag, 22. Juni abgebrannt. Viele
Teilnehmer trafen sich um 19:30 Uhr im Katholischen Pfarrzentrum und zogen mit
Musikbegleitung durch Schifferweg, Bahnhofstraße und Rheinstraße zum Ort des
Johannisfeuers. Die Feuerwehr übernimmt seit Jahren nicht
nur die Absicherung der Feuerstelle, sondern sorgt mit dem Verkauf von Brezeln,
Knusperstangen und Getränken auch dafür, dass das leibliche Wohl nicht zu kurz
kommt.
Ortsgeschichtlicher
Rundweg Nackenheim Nr. 9
Statue des heiligen Johannes von Nepomuk Rheinstraße,
neben Haus Nr. 30
Johannes
Welflin wurde um 1350 in dem südböhmischen Städtchen Pomuk, später Nepomuk
genannt, geboren. Er wurde Doktor des Kirchenrechts und 1389 zum Generalvikar
des Erzbistums Prag ernannt. Als Verwaltungschef kam er mit König Wenzel IV in
Konflikt. Dabei soll auch dessen glücklose Ehe mit Sophie von Bayern eine Rolle
gespielt haben. Am 20. März 1393 ließ ihn der König verhaften, foltern und
nachts von der Karlsbrücke in Prag in der Moldau ertränken.
Schon bald setzte seine Verehrung als Märtyrer vor allem in Tschechien ein.
Nach seiner Heiligsprechung 1729 verbreitete sich der Brauch, Statuen von
Johannes von Nepomuk auf Brücken aufzustellen, vor allem im süddeutschen Raum
und entlang des Mains. Er gilt als Patron gegen Wassergefahr und Schutzherr der
Leinreiter sowie Patron für das Beichtgeheimnis. In Nackenheim wurde eine
Nepomukfigur auf der Brücke über der damaligen Eichelsbachmündung aufgestellt.
Es gibt keine Dokumente über das Jahr der Errichtung. Pfarrer Adam Winkler und
der Heimatforscher Werner Lang gehen davon aus, dass die Statue im Jahr 1759
aufgestellt wurde. Zuvor hatte es ein verheerendes Hochwasser gegeben, das in
der Nach vom 26. auf den 27. Juli 1758 die Rheinniederung überschwemmte. Zu
diesem Zeitpunkt war die Ernte größtenteils noch nicht eingebracht. Es dauerte
zehn Wochen bis die Wasserfluten sich wieder verlaufen hatte. In der Folge
waren viele Bauern gezwungen ihr Vieh abzuschaffen, da sie weder Futter noch
Stroh dafür hatten. Diese Ereignisse wurden von dem damaligen Ortspfarrer
Johannes Philipp Boltz sehr anschaulich schriftlich festgehalten.
Die Statue ist aus Terrakotta mit einem Kreideüberzug. Über ihr Alter gibt es
abweichende Informationen. Nach Pfarrer Adam Winkler wurde die ursprüngliche Figur
1890 ersetzt, nachdem ihr von einem betrunkenen auswärtigen Schiffer der Kopf
abgeschlagen worden war. Die Kosten wurden durch eine Sammlung unter den
Ortseinwohnern aufgebracht. Der Konservator Michael Laros aus Walluf restaurierte
die Statue 1991 und stellte dabei Altrestaurierungen fest, die den Schluss
zulassen, dass es sich um das Original aus dem Barock handelt.
Bereits kurz nach dieser Restaurierung wurde die Statue 1992 von einem
Betrunkenen durch eine „Umarmung“ zerstört, aber vom Restaurator Laros wieder
aufwendig wiederhergestellt. Seitdem ist das früher nach vorne offene
Glasgehäuse mit Gittern gesichert.
Auch zwei Legenden ranken sich um die Figur. So wird erzählt, dass in den
Befreiungskriegen (1813 – 1815) ein Kosak mit seinem Säbel der Statue den Kopf
abgeschlagen habe. An demselben Tag sei er noch beim Tränken seines Pferdes im
Rhein ganz in der Nähe des Tatorts ertrunken. Auch dem zweiten Frevler (um
1890) geschah Unheil. Ein bösartiger Ausschlag, der nicht mehr heilen wollte,
befiel Arm und Hand, mit denen er die Tat vollführte.
Jedes Jahr findet zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk eine Feier vor der
Statue statt. Das Nackenheimer Johannisfeuer ist ein traditionelles „Mitsommerfeuer“,
da es direkt nach der Sommersonnenwende, am Vorabend des Johannistages, dem 24.
Juni, stattfindet. Allerdings ist dies der Gedenktag von Johannes dem Täufer;
Johann von Nepomuk wird vielmehr am 16. Mai gefeiert.
Bis in die siebziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts wurde das Holz für das Johannisfeuer von Kindern mit kleinen
Handkarren gesammelt. Dazu sangen sie ein Lied mit dem Text: „Holz eraus, Holz
eraus, sonst geht dem Johannesje soi Feierche aus!“ Heute kümmern sich die
Ortsgemeinde, die Feuerwehr und weitere freiwillige Helfer darum, dass die
richtige Menge an Holz für das Johannisfeuer zusammen kommt.
War es in der Vergangenheit der Ehrgeiz der
jungen Leute einen möglichst großen Holzhaufen und damit ein hohes Feuer zu
bekommen, so muss man sich heute einschränken. Durch die Umgehungsstraße der B
9 ist der Ort des Feuers näher an die Häuser gerückt, sodass sich die Höhe der
Flammen beschränken muss. Die Feuerwehr baut zur Sicherheit eine Wasserwand
auf. Dennoch wurden vor zwei Jahrzehnten bei dem direkt gegenüberliegenden Haus
Kunststoffrollläden in Mitleidenschaft gezogen und mussten ersetzt werden.
Die Feier beginnt im Katholischen Pfarrzentrum.
Von dort zieht eine Prozession mit Musikbegleitung durch Schifferweg,
Bahnhofstraße und Rheinstraße zum Ort des Johannisfeuers. Dort wird eine kurze Andacht
gehalten und das Nepomuklied gesungen. Anschließend wird das Feuer entzündet. Die
Feuerwehr übernimmt seit Jahren nicht nur die Absicherung der Feuerstelle,
sondern sorgt mit dem Verkauf von Brezeln, Knusperstangen und Getränken auch
dafür, dass das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt.
Quellen:
Pfarrer Adam Winkler in Nackenheimer heimatkundliche Schriftenreihe, Heft 7,
Heimat- und Verkehrsverein Nackenheim,1954
Werner Lang, „St. Johann von Nepomuk“ in Allgemeine Zeitung vom 07.06.1951
Mainzer Rhein-Zeitung, 28.01.1992: „Riß ein Zechbruder den Heiligen vom
Sockel?“
Angaben von Rainer Knußmann